Pädagogik

Das Unterrichtsfach Pädagogik
Zu den Unterrichtsfächern, die in der Oberstufe gewählt werden können, gehört auch das Fach Pädagogik, das in der EF (Einführungsphase) als Grundkurs (GK) als mündliches oder schriftliches Fach gewählt werden kann. In der Q1 (1. Jahr der Qualifikationsphase) und in der Q2 (2. Jahr der Qualifikationsphase) wird das Fach Pädagogik als GK und als LK (Leistungskurs) angeboten. Schüler eines Grundkurses können sich für das Fach, wie für viele andere Fächer auch, als 3. oder 4. Abiturfach im Laufe der Qualifikationsphase entscheiden.
 
Was versteht man unter dem Fach Pädagogik?
Das Unterrichtsfach Pädagogik gehört zu den Gesellschaftswissenschaften und beinhaltet Theorien, die sich sowohl mit dem Verhältnis von Erziehung und Bildung als auch mit dem Verhältnis von Gesellschaft und Individuum auseinandersetzen und es untersucht diese Theorien hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit in der Praxis. Die Beschreibung, Analyse und Beurteilung von „Erziehungssituationen und Erziehungsprozessen“ und von der Bedeutung des „Lernprozesses“ stehen im Fokus des Faches in der EF. In der Qualifikationsphase schließt sich die Auseinandersetzung mit den Themen „Entwicklung, Sozialisation und Erziehung“, „Identitätsbildung im Kinder-, Jugend- und Erwachsenenalter“ an und wird komplettiert durch die Themen „Werte, Normen und Ziele in Erziehung und Bildung“ und „Pädagogische Professionalisierung“, die anhand von Theorien zur Autonomie, zur sozialen Verantwortlichkeit, zur Emanzipation, zur Werteorientierung und kulturellen Bedingtheit und zu Beruf und Berufung erarbeitet werden. Diese unterschiedlichen Themata leisten einen Beitrag zur vertiefenden Allgemeinbildung und sollen darauf aufbauend die Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsvollem Handeln sich selbst und anderen gegenüber befähigen. Pädagogik findet ihre Begrenzung darin, dass sie sich auf die Erschließung von Erziehungswirklichkeit konzentriert. Damit sind alle sozialen Bedingungen, Prozesse und individuellen Motive erfasst, welche der Ausprägung, Förderung oder Änderung der Persönlichkeit dienen. Zur Auseinandersetzung mit dieser Erziehungswirklichkeit werden deshalb Erkenntnisse aus anderen Wissenschaften, insbesondere aus der Psychologie, der Soziologie, der Biologie, der Geschichte und der Philosophie herangezogen. Insofern trägt das Fach interdisziplinären, d.h. verschiedene wissenschaftliche Gebiete umfassenden Charakter.

Die Bedeutung des Pädagogikunterrichts für das Hier und Jetzt
1.) Orientierung für das Individuum im Kontext pädagogischen Handelns 
Der Pädagogikunterricht befasst sich auf einer wissenschaftlichen Basis mit aktuellen Themen unserer Zeit, die für den Einzelnen und unsere Gesellschaft von Bedeutung sind, wie z. B. „Gewalt“, „Werteverfall“, „Verantwortung in Bezug auf personale und soziale Ressourcen“, Medien(pädagogik), aber auch mit Themen, die sowohl unsere gesellschaftliche Vergangenheit betreffen, wie z. B. „Erziehung im Nationalsozialismus“ als auch unsere unmittelbare Zukunft, was sich am Beispiel der „Funktion von Schule“ und der „interkulturellen Erziehung“ verdeutlichen lässt. Somit ergibt sich für die Schüler und Schülerinnen eine umfassende Einschätzung des Selbst und des anderen / der anderen, was sie als autonomes Wesen im gesellschaftlichen Zusammenhang handeln lassen soll; die Schüler und Schülerinnen werden gefordert und gefördert, sich auf Grund ihres erlangten Wissens mit den Unterrichtsthemen kritisch auseinanderzusetzen und pädagogisch sinnvolle Handlungsmöglichkeiten für sich und unsere Gesellschaft zu erlangen und anzuwenden.
 
2.) Orientierung für das Individuum im Wandel der Zeit
Gesellschaft verändert sich stetig und immer schneller. Was gestern noch von großer Bedeutung war, kann morgen schon veraltet sein. Dieser extreme und extrem schnelle Wandel trifft auf unterschiedliche Erwartungen und stellt gleichzeitig immer neue Anforderungen an das Individuum und an unsere Gesellschaft. Dies alles stellt eine große Herausforderung an das Individuum dar, das lernen und befähigt werden muss, in dieser sich rasant ändernden Welt seinen Platz zu finden; sich zurechtzufinden, seine Möglichkeiten nutzen zu lernen, um seinen „ganz eigenen Lebensweg“ adäquat und individuell zu gestalten. Im Fach Pädagogik erhalten die Schüler und Schülerinnen einen Einblick in die Gründe für gesellschaftliche Veränderungen und erfahren, welche Chancen für den Einzelnen bereitgestellt werden, sich als autonomes Wesen in unsere Gesellschaft einzufügen und dennoch als Individuum akzeptiert zu werden (Integration und Individuation).
 
3.) Orientierung für das Individuum im Umgang mit anderen Indíviduen
Die Lebensgestaltung des Einzelnen ist immer in Abhängigkeit von der Gesellschaft zu betrachten, in Abhängigkeit von den Menschen, mit denen der Einzelne Umgang hat und ist gleichzeitig auch immer ein Resultat dieses zwischenmenschlichen Bereiches. Im Pädagogikunterricht geht es u. a. auch um das Miteinander, das anhand von Theorien untersucht wird und darum, wie der Einzelne aufgrund der zwischenmenschlichen Interaktion im Bereich der Familie (primäre Sozialisation), der erzieherischen Institutionen wie Kindergarten und Schule und durch den Freundeskreis (Peers) (sekundäre Interaktion) zu dem wird, was er ist. In diesem Zusammenhang geht es auch um die Fertigkeiten, die das Individuum befähigt, sich mit anderen Menschen angemessen auseinanderzusetzen.

4. ) Orientierung für das Individuum in der Auseinandersetzung mit der eigenen Entwicklung
Im Laufe der Zeit wird aus dem neugeborenen Kind ein erwachsenes Individuum, das verschiedene Phasen in seiner Entwicklung durchlaufen muss, in denen es oftmals entwicklungsspezifische Probleme/ Krisen zu bewältigen hat. Für das spätere Leben und dessen Bewältigung ist es von großer Bedeutung, auf welche Art und Weise das Individuum diese einzelnen Phasen der Entwicklung durchläuft und auf welche Art und Weise diese Krisen bewältigt werden (können). Der Pädagogikunterricht kann in diesem Zusammenhang zwei Aufgaben erfüllen: zum einen die Aufgabe der Auseinandersetzung des teilnehmenden Schülers / der teilnehmenden Schülerin mit den Theorien zur gelingenden Entwicklung und zur gestörten Entwicklung des Menschen einschließlich des Umgangs mit möglichen Entwicklungsstörungen, zum anderen die Aufgabe des Schülers / der Schülerin mit seiner / ihrer eigenen Entwicklung und den persönlichen - auch ansatzweise analytischen - Umgang mit ihr.

5.) Orientierung für das Individuum in Bezug auf Lernprozesse
Die Aneignung neuen Wissens spielt heute eine größere Rolle als je zuvor; dementsprechend sollen Schüler und Schülerinnen lernen, mit vielfältigem Wissen und den zugrunde liegenden Quellen der Wissensbeschaffung umzugehen. Im Pädagogikunterricht setzen sich die Schüler und Schülerinnen mit dem Thema „Lernen und Lernprozesse“ auseinander und erwerben somit Kenntnisse und Wissen in Bezug auf (eigene) Lernprozesse, wobei dieses ihnen ermöglicht, auf verschiedene Lerntechniken und -methoden zurückzugreifen, Lernprozesse individuell zu gestalten und für den zukünftigen Erziehungsprozess zu nutzen.
 
ZIELE des Pädagogikunterrichts
Ziel des Pädagogikunterrichts ist über die Vermittlung des Fachwissens, den Menschen auf zukünftige Erziehungsaufgaben vorzubereiten und diese verantwortungsbewusst wahrzunehmen und zu erfüllen. Darüber hinaus ermöglicht der Pädagogikunterricht auf vielfältige Weise und im Zusammenhang mit verschiedenen Theorien sich seiner eigenen Lebensgeschichte bewusst zu werden, diese zu verstehen und darüber eine Grundlage zu schaffen, seinen Lebensweg positiv zu gestalten. In der Einführungsphase und in der Qualifikationsphase I und II kann das Fach Pädagogik als Grundkurs (mündlich oder schriftlich) belegt werden und als schriftliches Fach zum dritten (schriftlichem) oder zum vierten (mündlichem) Abiturfach werden. Dazu muss das Fach mindestens bis zum Ende des ersten Halbjahres der Qualifikationsphase II (4. Abiturfach / mündliche Prüfung) oder bis zum Ende der Qualifikationsphase II (3.Abiturfach / schriftliche Prüfung) schriftlich belegt werden. Pädagogik kann auch als Leistungskurs belegt werden, wobei in diesem Falle alle Halbjahre der Qualifikationsphase I und der Qualifikationsphase II schriftlich belegt werden müssen und zum Ende die schriftliche Abiturprüfung ansteht. 
 
Die folgenden Inhaltsfelder, die in verschiedene Unterrichtsvorhaben aufgeteilt sind, werden in der Sekundarstufe II behandelt:
 
Einführungsphase:
Inhaltsfeld I: Bildungs- und Erziehungsprozesse
Inhaltsfeld II: Lernen und Erziehung
 
Qualifikationsphasen I und II:
Inhaltsfeld III: Entwicklung, Sozialisation und Erziehung
Inhaltsfeld IV: Identität
Inhaltsfeld V: Werte, Normen und Ziele in Erziehung und Bildung
Inhaltsfeld VI: Pädagogische Professionalisierung in verschiedenen Institutionen

Kompetenzbereiche (vgl.: Kernlehrplan Erziehungswissenschaft NRW 2014, s. 15 ff)
Sachkompetenz
Grundlage der Entwicklung einer reflektierten pädagogischen Kompetenz ist der Erwerb, der Umgang mit und die Anwendung von pädagogisch relevantem Wissen. Die Sachkompetenz umfasst die Aneignung, Anwendung und Vernetzung zentraler Inhalte der Erziehungswissenschaft und ihrer Nachbardisziplinen, soweit deren Inhalte aus pädagogischer Perspektive in den Blick genommen werden können. Dies beinhaltet auch den Umgang mit exemplarischem Wissen zunehmender Komplexität aus verschiedenen Strömungen des Faches. Die Fähigkeit, zwischenalltäglichen, tradierten und erziehungswissenschaftlich fundierten Wissensformen zu unterscheiden, ist dabei aufzubauen.

Methodenkompetenz
Methodenkompetenz zeigt sich durch die Anwendung von empirischen, hermeneutischen und ideologiekritischen Verfahren, die die Informationsbeschaffung bzw. -entnahme, die Aufbereitung, Strukturierung, Analyse und Interpretation fachbezogener Sachverhalte sowie deren Darstellung und Präsentation ermöglichen. Der Analyse von Fallbeispielen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Hierzu gehören das Erfragen, Finden und Erklären von Zusammenhängen, die problemorientiert, multiperspektivisch und auch kontrovers dargestellt werden können. Dieser folgt mittelbar durch unterschiedliche Materialien, Arbeits- und Darstellungsmittel einschließlich der reflektiert-kritischen Nutzungsinformations- und kommunikationstechnischer Medien oder unmittelbar durch originale Begegnungen wie Befragungen oder Erkundungen. Hinzu kommen Verfahren der Selbstevaluation.

Urteilskompetenz
Urteilskompetenz bezeichnet die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler, ihre subjektiven Theorien sowie explizite und implizite Vorannahmen und Setzungen aufzudecken. Sie dient dazu, unterschiedliche Perspektivierungen zu pädagogischen Argumentationen zu bewerten, pädagogische Maßstäbe für eine wertende Prüfung zu entwickeln und anzuwenden, begründet Stellung zu nehmen und ein selbstständiges Gesamturteil zu entfalten. Dabei ist zwischen Sach- und Werturteil zu unterscheiden. Pädagogische Urteilskompetenz umfasst die beurteilende Prüfung der pädagogischen Praxis auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, die Reflexion der Reichweite wissenschaftlicher Vorgehensweisen und theoretischer Erkenntnisse der Pädagogik wie pädagogisch relevanter Erkenntnisse von Nachbarwissenschaften. Pädagogische Urteilskompetenz reflektiert auch den eigenen Urteilsprozess.
 
Handlungskompetenz
Handlungskompetenz ist die Fähigkeit, erworbene Sach- , Methoden- und Urteilskompetenzen einzusetzen. Handlungskompetenz ist Grundlage pädagogischer Interaktionsfähigkeit und vorausschauender Mitwirkung und Mitgestaltung in pädagogischer Praxis. Pädagogische Handlungskompetenz wird in bewusst dafür zur Verfügung gestellten simulierten oder in realen Situationen innerhalb und außerhalb der Schule erworben, angewendet und weiterentwickelt.
 
Das Fach Pädagogik wird am RHG von Frau Flagge, Frau Kemper, Frau Özdogan, Frau Scheele und Frau Sonnenberg-Höll unterrichtet; das Fach Pädagogik kann auch von Schülern und Schülerinnen des Fichte-Gymnasiums (verbundene gymnasiale Oberstufe) als Leistungskurs am RHG belegt werden.

 

Der schulinterne Lehrplan wird an dieser Stelle veröffentlicht, wenn die Umstellung von G8 auf G9 erfolgt ist! 

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