„Weil Beethoven uns heute noch zum Twerken bringt!“
Kompositionsprojekt zum 250. Geburtstag am RHG
Warum immer Ludwig van? Unter diesem Motto veranstaltete der Musikgrundkurs des Abiturjahrgangs des Ricarda-Huch-Gymnasiums unter der Leitung von Musiklehrer Lars Kriegel am vergangenen Mittwoch (04.03.2020) ein sehr gut besuchtes Konzert zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens in der schuleigenen Aula.
Die Zuschauer zeigten sich im Anschluss an das Konzert begeistert. „Es war ein intensives Musikerlebnis, unterstützt durch sorgsam ausgewählte und gelungen präsentierte Texte, Bilder und Videos“, lobte Gerald Barth die Aufführung. Ein anderer Zuschauer schwärmte: „Ich war von der inhaltlichen Dichte und dem Abwechslungsreichtum der Schülerbeiträge sehr überrascht und begeistert“.
Es ging den Schülerinnen und Schülern bei ihrem Kompositionsprojekt darum, zu zeigen, dass Beethoven so viel mehr ist, als ein großartiger Komponist, und dass er mit seiner Omnipräsenz auch im Leben junger Menschen eine besondere Bedeutung besitzt. Mit eigenen Kompositionen, Songs, Spielszenen, Texten, Podcasts, Videocollagen, Remixen und Präsentationen lieferten sie selbst eindrucksvolle und zum Teil sehr persönliche Antworten auf die Frage, warum es immer Ludwig van ist. „Ich mache es wie Beethoven: ich gebe nicht auf und fange an zu leben!“, so hieß es in einem sozialkritischen Text von Tina Akrap, die sich von Beethovens Heiligenstädter Testament inspirieren ließ. Beethoven selbst schrieb nach seinem „Abschiedsbrief“ noch sieben seiner neun Sinfonien und hinterließ uns einen reichen musikalischen Schatz.
Wie Beethovens Gehör zunehmend schlechter wurde, wie er sein Lied „Für Elise“ hörte und wie er die Stimmen seiner Mitmenschen nicht mehr verstand, das konnte Lia Kischnick mit ihrer Demonstration zeigen. In ihrer Spielszene versuchten Personen mit Ludwig van Beethoven zu kommunizieren, wobei Kischnick die Sprechtexte aufgenommen und derart bearbeitet hatte, dass die Zuhörer mit Beethovens Ohren hören und so auch seine mürrischen Reaktionen nachvollziehen konnten.
Eine weitere Facette im Leben des Ludwig van Beethovens, welche den Schülerinnen und Schülern näher ist, als seine zum Teil wuchtige und vom zeitlichen Umfang anspruchsvolle Musik, ist die Liebe. Beethovens Brief an seine „unsterbliche Geliebte“ wurde von Mia Taft ins Englische übersetzt und mit einer bewegenden Melodie zum musikalischen Leben erweckt, bevor Viktoria Sabitova die Zuhörer mit der Mondscheinsonate wieder auf Beethovens traurigen Boden der Tatsachen zurückholte, denn er blieb zeitlebens allein.
Leon Figge und Ali Altan stellten Beethovens Musik in ein ganz anderes Licht. Sie griffen zu Schlagzeug und E-Gitarre und verbanden Motive aus der neunten Sinfonie mit Gitarren-Riffs aus der Rock- und Bluesmusik. Auch William Domazet holte Beethoven in unser Jahrhundert, indem er einen Remix der fünften Sinfonie im Stile von Scooters elektronischer Tanzmusik realisierte und das Publikum damit tatsächlich zum „Zappeln“ brachte.
Nach dem Konzert war Musiklehrer Lars Kriegel sehr stolz auf die Schülerinnen und Schüler „seines“ Grundkurses: „Es ist wirklich beeindruckend, wie differenziert diese jungen Erwachsenen ihren Blick auf das Leben und die Gesellschaft richten und vor allem wie kreativ und mutig sie ihre Projekte gestalten.“ Kriegel ist froh, dass er den Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Musikunterrichts - neben den Vorbereitungen auf die Abschlussprüfungen - Gelegenheiten bieten kann, sich mit ihrer gesamten Persönlichkeit kreativ zu entfalten. Darin sieht Kriegel eine echte Stärke des Ricarda-Huch-Gymnasiums.
Und während in wenigen Monaten die Erinnerungen an die schriftlichen Abiturprüfungen verblassen, wird das Beethoven-Konzert und die Melodien der Songs wahrscheinlich noch lange in den Köpfen der Schüler herumtanzen. Darum immer Ludwig van!